Kostbarkeiten und Raritäten in der Aula der Alten Kantonsschule, organisiert vom Verein tangoaarau
“Ich, das Bandoneon, habe viele Väter”, so begann der Pianist Fabian Klentzke seinen Streifzug durch die wechselvolle Geschichte dieses Instrumentes.
Er spielt seit vielen Jahren zusammen mit Jürgen Karthe (Bandoneon) im Duo »Amoratado«. Die beiden Musiker verstanden es ausgezeichnet, den Weg des deutschen Instrumentes aus dem Erzgebirge nach Buenos Aires nachzuzeichnen. Mit Volksweisen und Werken aus der europäischen Klassik wurde jene Zeit heraufbeschworen, in der das von Heinrich Band weiterentwickelte Instrument (eben Bandonion) in über tausend Volksmusikvereinen gespielt wurde oder als Orgelersatz in armen Kirchgemeinden diente.
Bilder: tangoaarau.ch / CC BY-NC 2.0
Der Weg in die südamerikanische Metropole ist von Legenden umrankt. Tatsache aber ist, dass dieses Instrument, nun neu Bandoneon genannt, der eigentliche Träger der südamerikanischen Tangomusik des Rio de la Plata wurde.
Unzählige Orchester haben in der goldenen Zeit des Tangos alte und neu komponierte Werke gespielt und mittels Schallplatten in der ganzen Welt verbreitet, bis der Argentinier Astor Piazzolla durch seine Kompositionen, u.a. auch ein Bandoneonkonzert, den Weg für das Instrument in die grossen Musiksäle der Welt geöffnet hat.
Anschliessend an die mit vielen Details und Geschichten angereicherte Konzertlesung stellte Michele Ghisletta (Chemielehrer an der AKSA, Tangomusiker und –tänzer und Vereinsmitglied) seine reichhaltige Sammlung von Konzertinas und Bandoneons vor.
Erstaunlich, welche Vielfalt an Formen, Grössen und Modellen in den verschiedenen Werkstätten entstanden ist. Erstaunlich auch die technischen Details, die es erlauben, der „Quetschkommode“ mit bis zu 144 Tönen in (je nach Spielweise) die unterschiedlichsten Klangfarben zu entlocken. Blasbalg, Durchschlagszunge, Chörigkeit, Doble A und der Fachausdrücke mehr sind nun für die Tangobegeisterten keine Fremdwörter mehr.
Bis nach Mitternacht genossen die Besucher tanzend oder zuhörend die stimmungsvolle Milonga mit der wunderbaren Musik des Duo »Amoratado« aus Dresden und liessen sie erst nach drei Zugaben ziehen.
Bericht auf aargauerzeitung.ch